Beziehungen am Arbeitsplatz - so wie alle Beziehungen - bestehen auch aus Anziehung, Erotik, Neigungen und Lieben. Manchmal mehr, manchmal weniger.
Aber dann dieses:
Zwei Personen Ihres Teams haben Sie um ein Gespräch ersucht: "Wir haben uns ineinander verliebt und planen einen längerfristige Beziehung einzugehen."
Wie verhalten Sie sich?
Tipp
Jedenfalls vorsichtig. Verliebte Menschen sind empfindlich und schätzen es gar nicht, wenn jemand die Nase rümpft oder sie kritisiert. Sie können auch versuchen, Zeit zu gewinnen und ein bisschen abwarten und schauen, ob sich das Problem von selbst löst.
Wenn Menschen gemeinsam arbeiten, entwickeln sich Beziehungen. Das ist normal, gut so und gar nicht zu vermeiden. Die emotionale Komponente dieser Beziehungen macht ja das Betriebsklima aus. Intensivieren sich diese Beziehungen zu Liebes- oder ähnlichen Beziehungen, entstehen schnell Probleme. Umso enger die Beteiligten zusammenarbeiten, umso grösser können die Probleme werden. Aus den USA, wo dieses Problem viel strenger als im europäischen Raum gehandhabt wird, werden vermehrt Regeln übernommen, die Beziehungen am Arbeitsplatz gänzlich untersagen. Auch wenn das weit über das Ziel geschossen ist, sind Sie als Führungskraft gefordert, sich diesem Thema zu stellen.
Außer Diskussion steht, dass es schön ist, wenn sich Menschen (sehr) mögen. Sie als Vorgesetzte/r Verantwortung für Ihr Team haben. Die privaten Beziehungen Ihrer MitarbeiterInnen Sie in aller Regel nichts angehen. Außer Diskussion steht weiter, dass Beziehungen in Abhängigkeitsverhältnissen nicht zu tolerieren sind .Beziehungen nicht zu tolerieren sind, wenn das Vier-Augen-Prinzip oder ein Ähnliches verletzt wird. Beziehungen nicht zu tolerieren sind, wenn die Vertraulichkeit von Informationen gefährdet ist.
Abstand ist gut
Arbeitet das Paar nicht in derselben Abteilung oder im selben Bereich, genügt in aller Regel Zurückhaltung beim Zeigen von Vertraulichkeiten, dass die Dinge im Lot bleiben. Es mag auch Vorteile haben, wenn abends die Firma ein gemeinsames Thema ist.
Arbeitet das Paar nahe beieinander, wird es schwieriger.
Gruppendynamik
Jede Gruppe leidet darunter, wenn sich Liebesbeziehungen bilden. Wir können uns das so vorstellen, dass wir alle innerhalb der Gruppe gleichwertig sind. Nimmt sich jetzt ein Paar aus dieser Ordnung heraus, wird diese Gleichheit gestört und sorgt in der Gruppe für Irritation. Das Paar stört die Kommunikation in der Gruppe auch dadurch, weil das Grundprinzip der Vertraulichkeit nicht mehr gewährleistet ist.
Job und Privat
Klarerweise wird unser glückliches Paar zu Hause über den Job reden. Klarerweise werden Informationen, die vertraulich wären, ausgetauscht. Es bleibt dahingestellt, ob es für unser Paar auf Dauer gut ist, wenn das, was sie während des Tages machen, auch abends Gesprächsthema ist. Für Sie als Vorgesetzte/n ist aber klar, dass Sie hier ein Vertraulichkeitsproblem haben. Was der eine weiß erfährt auch der andere. Sie können klarstellen, dass Sie - Beziehung hin oder her - erwarten, dass vertrauliche Informationen vertraulich bleiben. Aber das wird in der Regel nicht so sein.
Auch umgekehrt wird es irgendwann in der Beziehung Ärger geben, der sich plötzlich im Job widerspiegelt. Stellen Sie sich die Stimmung bei einer Besprechung vor, wenn ein Paar daran teilnimmt, das morgens einen handfesten Krach hatte.
Fingerspitzengefühl
Diese Situation verlangt Fingerspritzengefühl. Sie kennen Ihre Leute und wissen, ob und wie lange Sie diese Entwicklung akzeptieren können, oder ob Sie steuernd eingreifen müssen. Die Versetzung einer Person in einen anderen Bereich ist eine Möglichkeit. Keinesfalls sollte die Beziehung geheim bleiben, sondern offen dem Team kommuniziert werden.
Wie verhalte ich mich also? Die Beziehung als Irritation der Gruppendynamik erkennen und mit dem Paar besprechen. Wenn Sie an einer Person größeres Interesse haben, führen Sie auch ein Einzelgespräch. Zeit gewinnen und beobachten wie die beiden und Ihr Team damit zu Rande kommen. Ändern Sie die Prozesse Ihres Teams so, dass das Paar in keine Interessenskonflikte gerät. Wenn notwendig, entfernen Sie einen der beiden aus dem Team.