2010/05
"Sollen ihm das Russen-Inkasso schicken" rät eine Mitarbeiterin einer Unternehmensberatung, die Persönlichkeitsentwicklung anbietet. "Ein User ist immer ein DAU - der dümmste anzunehmende User" - schreibt ein Mitarbeiter eines IT-Schulungsunternehmens. "Hartz IV Empfänger sollten keine Kinder bekommen dürfen" ist sich ein Mitarbeiter einer öffentlichen Einrichtung sicher.
Lauter Privatmeinungen? Ja, aber alle auf XING gepostet, einer Businessplattform, bei der es primär um berufliche Kontakte geht. Ist privat immer privat?
Viele Betriebe investieren viel Geld und Aufwand in ihr Auftreten und nützen jede Gelegenheit um positiv auf sich aufmerksam zu machen. Vor allem für kleiner Betriebe sind social platforms wie XING oder FaceBook willkommene Gelegenheiten, um sich darzustellen und Kontakte zu knüpfen.
Corporate Design ist für die meisten ein Begriff und spätestens beim Design der Visitkarten kommt noch Corporate Identity dazu. Corporate Communication wird schon spärlicher berücksichtigt, obwohl - siehe die Beispiele oben - es oft dringend notwendig wäre, zumindest darüber nachzudenken, war was wann wo wie sagen kann.
Privat ist nicht privat
Auf sozialen Plattformen verschwimmen die Grenzen zwischen privat und beruflich. Auf XING zum Beispiel suchen fast alle neue Geschäftskontakte, wollen akquirieren und netzwerken, manche suchen neue Jobs - alles klar berufliche Bereiche.
In diversen Gruppen und Diskussionsbereichen wechseln viele in eine sehr private Haltung - saloppe Formulierungen, private Informationen und Meinungen, die nicht unbedingt dem Firmenbild entsprechen. In einem rein privaten Bereich ist das natürlich gar kein Problem. Bei Grillfest oder unter Freunden ist die Firma weit weg und wir müssen unser Auftreten nicht auf die Corporate Communication abstimmen.
Einmal Internet ist immer Internet
Aber im Internet bleibt alles erhalten, wird gesucht und gefunden und das oft genug isoliert und aus dem Zusammenhang gerissen. Recruiter und HR-Abteilungen recherchieren die BewerberInnen im Netz, Firmen erkundigen sich über Ihre Auftragnehmer. Dann werden eben diese unbedachten Äußerungen gefunden, die an unserem Image kratzen.
Ein paar Beispiele:
"fuer einen hund soll man sich qualifizieren, aber "baelger" in die welt setzen darf jeder "trottel"." sagt ein Inhaber einer Consultingfirma. Vertrauenserweckend? Jemand mit dem man gerne zusammenarbeiten würde?
"gerne würde ich mich mit Ihnen geistig duellieren, stelle aber gerade fest, dass Sie unbewaffnet sind" schreibt der Director einer Firma, die "umfassende Betreuung" bietet. Entgegenkommend? Respektvoll?
"Freaks und Frokes kaufen halt keine Technologie sondern ein Lebensgefühl." wiederum schreibt ein Sales Director. Wollen Sie als "Freak" bezeichnet werden? Was hat der Mann noch auf Lager, wenn Sie nicht zuhören?
Auf die Frage "Was können Frauen besser als Männer" fällt einem Manager mit Führungsverantwortung ein "Putzen und Abspülen. Wobei - hmmm... gibt ja schon Spülmaschinen. Bleibt doch nur Putzen.". Jemand dem Sie Führungsfähigkeit wirklich zutrauen?
Und einer, der nach Österreich exportieren möchte, schreibt "...die mittlerweile langweiligen Ösi-Platitüden". Na, da freuen sich die Ösis und bestellen wie verrückt, oder?
Kommunikation ist Chefsache
Corporate Communication gilt für kleine wie für große Betriebe. Geben Sie klare Regeln vor, was zu beachten ist, wenn der Name der Firma in der Kommunikation mit auftaucht. Stimmen Sie das, was Sie und Ihre MitarbeiterInnen sagen auf Ihre Firmenphilosophie ab. Es sollte auch allen klar sein, wann und wo jemand als Vertreter der Firma und wo als Privatperson auftritt. Versuchen Sie, hier klare und vor allem sichtbare Grenzen zu schaffen.
Auch als Einzelperson sollten Sie sich überlegen: Welches Bild gewinnt jemand von mir, wenn er liest, was ich hier geschrieben habe? Ist es das Bild, das ich transportieren möchte?
Weitere Infos
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