Letzthin war es wieder einmal so weit. Mein vierjähriger Sohn spielte Urlaub und weil er da so ziemlich alles was in seinem Zimmer beweglich ist, mitnehmen muss, funktionierte er sein Bett zum fliegenden Teppich um und häufte und häufte und häufte alles darauf auf.
Das Ergebnis ist für mich immer wieder Herausforderung, an meiner Konfliktfähigkeit zu feilen.
Ergebnis diesmal: Frage nicht "Warum hast du das getan?", frage "Wozu hast du das getan?".

Ich gebe zu, das ist nicht von mir, aber es war tatsächlich dieser Anlass, der mich dazu brachte, darüber nachzudenken. Wie so oft sind es die kleinen Dinge, die plötzlich Änderungen bewirken oder neue Blickwinkel eröffnen.

So ähnlich die beiden Frageworte auch sind, unterscheiden sie sich in einem wesentlichen Punkt.

Warum?
Die Frage "Warum?" verlangt nach einer statischen Antwort. "Weil ich ... jetzt .... hier ....". "Warum" fokussiert Fragesteller und Antwortenden auf das was im Augenblick geschieht. Eine Antwort auf "Warum" ist immer eine subjektive Wahrheit und kann eigentlich nicht diskutiert werden.

Wozu?
"Wozu?" verlangt hingegen nach einer Antwort, die mehr prozesshaften Charakter hat. "Wozu" eröffnet den Blick auf Dinge, die noch nicht stattgefunden haben, es erweitert die Sicht über den Augenblick hinaus. Eine Antwort auf "Wozu" beinhaltet immer Möglichkeiten und ist deshalb offen für Diskussion und Alternativen.

Wollen Sie streiten?
Dann fragen Sie mit "Warum hast du das getan?". Die Antwort stellen Sie in Frage - was eigentlich gar nicht geht, siehe oben - und schon sind Sie mitten in einem Streit, der völlig am Kern der Sache vorbeigeht.

Sie wollen Antworten und ein Gespräch?
Fragen Sie "Wozu hast du das gemacht?" und die Antworten werden schon zögerlicher sein und offener für Einwände. Es wird Ihnen vielleichter fallen, zu hinterfragen und es wird ihnen auch viel leichter fallen, die Absicht des Prozesses zu verstehen. In der Antwort werden Sie viele Punkte finden, an denen Sie einhaken können. Für Veränderung, Erkenntnis, etc.

Wenn Sie also ein bisschen was anders machen wollen, ein bisschen was neues probieren wollen, das Ersetzen von "Warum" durch "Wozu" lohnt sich.

Ach ja, die Diskussionen mit meinem Sohn sind immer ein wenig einseitig, weil mich ja alles viel mehr beschäftigt, als ihn - jugendliche Leichtigkeit - aber die Antworten waren schon brauchbar:
"Warum machst du diesen Haufen?" - "Weil wir Urlaub spielen".
"Wozu machst du diesen Haufen?" - "Weil, wenn wir ankommen, brauchen wir die Bücher zum lesen. Und den Arztkoffer, weil wir krank werden und das Werkzeug, damit wir alles reparieren könne und das Gewand falls es kalt ist und ..."

Sie erkennen den Unterschied?

Zum Nachlesen:
Fragetechnik

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